Havana: Maximilian Müller

Nach 4 Tagen zurück in Deutschland vermisse ich jetzt schon dieses Land – Kuba. Man hört viel darüber…Traumstrände, Zigarren und Rum, Salsa und hübsche Menschen – wohl wahr - aber Kuba erleben ist völlig anders! Mit meiner Schwester flog ich insgesamt 12 Stunden recht lang aber angenehm von Frankfurt über Paris nach Havanna. Kurz vor dem Ziel konnte ich vom Flugzeug aus schon kleine karibische Inseln sehen, die die Nervosität in mir steigerten. Angekommen und endlich durch den zeitaufwendigen Kubanischen Zoll wurden wir auch schon von einem Mitarbeiter der Sprachschule abgeholt, was ich als sehr positiv nach der langen Reise empfand. Ein Geländewagen stand schon bereit (nicht, dass er nötig gewesen wäre) und sollte uns 2 Minuten später kostenlos durch die typisch Kubanische Landschaft zum Hotel fahren. Währenddessen konnten wir uns entspannt die feucht-heiße und sehr exotisch riechende Luft um die Ohren wehen lassen. Es war acht Uhr abends und noch über 30°C warm. Unser erster Eindruck war, dass manche Teile Havannas ziemlich runtergekommen sind, die Menschen aber nichts von ihrer Fröhlichkeit abhalten konnte, denn überall hörte man laute Stimmen und Musik. Im Hotel (eines der größten der Stadt und auf jeden Fall für jeden erschwinglich) wartete bereits ein freundlicher, englisch sprechender Angestellter, der uns die Koffer abnahm und kein Detail in seinen Erklärungen über Essenszeiten, Pools (acht an der Zahl) oder unsere zwei Klimaanlagen im Appartement ausließ. Auf dem Tisch lag eine verbriefte Begrüßung von der Sprachschule, die uns am nächsten Morgen in die Hotellobby bat, um von dort aus ins Schulgebäude zu fahren. Somit hatten wir uns um nichts weiter als unser Gepäck zu kümmern und konnten bald Schlafen gehen. Immerhin waren wir schon viele Stunden auf den Beinen. Wie vereinbart standen wir am Morgen darauf in der Lobby. Mit vielen anderen Teilnehmern zum Beispiel aus der Schweiz, Italien, Kanada oder Dänemark konnten wir uns dort bekannt machen (in den kommenden Tagen sollten wir noch Menschen aus Chile, Schweden, Frankreich oder sogar Nigeria kennen lernen). Nach kurzen Informationen über die Person unseres Reiseleiters(Kubaner, perfektes Englisch) oder Abfahrtszeiten des Hotelbusses, der jeden Tag auf uns wartete, ging es auch schon los. Ich erinnere mich noch gut daran, wie fasziniert ich davon war, das wahre Kubanische Leben bei Tageslicht zu sehen. Menschen, wie man sie nur von Bildern kennt, saßen am Straßenrand und unterhielten sich wild gestikulierend oder arbeiteten bei mehr als 30°C und wahrscheinlich über 90% Luftfeuchtigkeit. Auf den Straßen fuhren alte „Amischlitten“, (Cadillacs, Chevrolets) oder aus der ehemaligen Sowjet Union eingeführte Ladas und sogar Trabbis. Besonders überfüllt war es dennoch nicht, was zum Teil daran lag, dass wir eine viertel Stunde außerhalb des Zentrums, der Altstadt „La Habana Vieja“ wohnten. Als wir nach den 10 kürzesten Minuten meines Lebens an der Sprachschule ankamen, wurde uns ein Sprachtest angeboten, um uns anhand unseres Spanisch in Klassen einzustufen. Da meine Schwester und ich aber absolute Neueinsteiger waren, konnten wir diesen überspringen und kurz warten, während andere den Test machten. In der Zeit sahen wir uns ein wenig in unserer neuen Schule um. Fünf Computer, ein Internetcafé, Küche, Tanzraum und soweit ich weiß 6 Klassenräume, nicht zu vergessen Klimaanlagen und Ventilatoren in jeden Raum (auch die Unterrichtsmaterialien sollten sich später als optimale Lernhilfe entpuppen), was doch erstaunlich modern war, wenn man bedenkt, dass die Nebengebäude von Kubanern bewohnt wurden, die nicht mal ein Zehntel vom deutschen Mindestlohn verdienen. Havanna ist ohnehin die Stadt der Gegensätze. Die Menschen sind teils sehr arm aber so glücklich, initiieren oft zuerst ein Gespräch und laden in Diskotheken oder Ähnliches ein (wenn auch nicht immer ohne finanzielle Interessen). Weiterhin bezahlt man in mehreren Währungen: dem einheimischen Peso Cubano und dem Peso Convertible der für Touristen gedacht ist (der Convertible ist 25x so viel wert, wie der Cubano). Und wenn man dann mal einen Blick über die Innenstadt bekommt, bemerkt man, dass neben frisch renovierten oder villenähnlichen Gebäuden ghettoartige Häuschen stehen, die nur durch ähnliche Größe zum Nachbarn unauffällig bleiben. Spricht man Kubaner auf Politik an, wird schnell abgelenkt. Nur manchmal beklagt sich der ein oder andere darüber, dass ein Taxifahrer mit seinen Trinkgeldern monatlich mehr als ein Arzt verdient. In Kuba lebt man den Kommunismus und das nicht mal 200km von der Küste Floridas entfernt. Ob er jedoch akzeptiert wird, ist fraglich. Themen dieser Art werden einfach totgeschwiegen.
Aber zurück zur Sprachschule. Nach einer kurzen Wartezeit, in der wir uns noch mit anderen Leuten bekannt machen konnten, ging es in den Klassenraum. Dort stellte sich uns eine total nette Lehrerin mit Vornamen Magaly vor. Bis zum Ende der Zeit in Kuba rieten wir ihr Alter, das sie aber nie preisgab. Ich schätze sie auf 60. Sie sprach als gebürtige Kubanerin fließend Spanisch, hatte in den USA Anglistik studiert und konnte sich perfekt mit uns auf Englisch, Französisch oder sogar Italienisch unterhalten. Wer weiß, welche Sprachen sie noch sprach! Zudem war sie unheimlich lustig. Um Englisch zu vermeiden stellte sie Vokabeln pantomimisch dar (wie stellt man saure Weintrauben oder einen Betrunkenen dar ?). Zu dem Zeitpunkt waren wir drei Deutsche im Anfängerkurs. Die Woche darauf stiegen zwei weitere Deutsche mit ein. Mit ihren kleinen Vorkenntnissen konnten sie prima mithalten und waren sofort auf unserem Stand. Mit so wenigen Mitstreitern in der Klasse war das Lernen überaus effektiv! Da ich vorher schon fünf Jahre Französisch in der Schule gehabt habe, kann ich jetzt wie nach mindestens einem Jahr Unterricht in einer deutschen Schule Spanisch sprechen (ich habe den Standardkurs mit 4 Unterrichtseinheiten pro Tag belegt; das sind 4x45 Minuten oder 3 volle Stunden). Die Klassengröße war übrigens auf 8 Schüler limitiert. Im Unterricht redeten wir neben Grammatik und Vokabeln natürlich auch über das Kubanische Leben. Beispielsweise über das Essen und Wetter, den Schwarzmarkt oder die Abgezocktheit der Taxifahrer, wenn es um den Fahrpreis geht, den man ja immer im Voraus aushandeln muss, weil sonst das Taxameter angeblich nicht funktioniert und man das doppelte bezahlt.
Jeden Tag hatten wir nach eineinhalb Stunden Unterricht eine halbe Stunde Pause. Am ersten Schultag, dem Montag, wurde diese genutzt, um uns Salsa-, Tango-, oder Raggaetontanzkurse vorzustellen. Natürlich von echten Kubanischen Tänzerinnen und Tänzern – kurz darauf wurde man auch schon nach vorne gezogen, um sich selbst mal zu probieren. Bei meiner Schwester und mir hinterließ das eine besonders eindrückliche Wirkung, denn die nächsten zwei Wochen waren wir täglich damit beschäftigt, nach der Schule im Tanzraum, ausgestattet mit großen Spiegeln und allem was dazu gehört, mit gleichaltrigen Kubanern als Tanzpartner Salsa zu lernen – und das mit riesigem Spaß. Ich kann es nur weiterempfehlen! Auch denen, die vorher noch nie einen Tanzkurz gemacht haben, wie ich. Am Freitag darauf ging es dann, organisiert von der Sprachschule, in das Casa de la Musica, ins Musikhaus, um dort die neuen Schritte unter den besten Tänzern Kubas unter Beweis zu stellen. Zwar musste man für seine Tanzpartner Eintritt mitbezahlen, weil er sonst seinen gesamten Monatslohn loswürde, aber es lohnte sich, gerade weil es insgesamt inklusive der Getränke nicht mehr als 10 € gekostet hat. Fast jeden Tag organisierte die Schule einen Ausflug, für den man sich, wenn man wollte, eintragen konnte. Dazu gehörten zum Beispiel eine Besichtigung der Altstadt (La Habana Vieja), die sehr interessant war. Beim anschließenden Welcome Dinner in einem tollen Restaurant aßen wir sehr gut und wurden mit typisch Kubanischer Livemusik verwöhnt. An anderen Tagen hätten wir außerdem an einen der schönsten Strände der Welt fahren können (was wir leider nicht in Anspruch genommen haben). Von Berichten und Fotos weiß ich aber, dass es wundervoll dort sein muss. Weißer Sand unter Palmen und hellblaues Meer…was will man mehr? Über das Wochenende wurde eine Exkursion mit Übernachtung in einer anderen Stadt angeboten, um noch mehr von Kuba zu entdecken. Viele der Leute, die wir dort kennen lernten, taten das aber lieber auf eigene Faust nach ihrem Sprachkurs. Denn dieses Land hat wirklich so viel zu bieten. Von kilometerlangen, weißen Stränden in Varadero, über wunderschöne Städte wie Guantanamo oder Trinidad bis hin zu historischen Orten wie der Schweinebucht, in der vor einigen Jahrzehnten die Revolution durch Fidel Castro, „Che“ und Castillo gestartet wurde. Jeder wird in Kuba auf seine Kosten kommen. Das wussten schon Ernest Hemingway, dessen Lieblingscafé in der Innenstadt Havannas war, oder Columbus, der die Insel entdeckte und sie als Paradies beschrieb. Meine Schwester und ich bevorzugten es jedoch, es uns an den Bars, manchmal an der Poolbar oder im italienischen Restaurant des Hotels bequem zu machen und Mojito, Daiquiri oder Cuba Libre zu schlürfen. Über den Tag hinweg ließen wir uns oft in der heißen Sonne bräunen und schwammen in einem der acht Pools oder im Meer, an dem das Hotel direkt lag. Ein Supermarkt war nur 2 Minuten entfernt noch auf Hotelgelände zu finden, in dem wir regelmäßig für wenig Geld Verpflegung und Wasser kaufen konnten (Wasser sollte man in Kuba nicht aus der Leitung trinken). An einem anderen Tag fuhren wir mit dem hoteleigenen Bus gegen Abend nach Casa Blanca, einer kleinen Insel, die man mit der Fähre in 5 Minuten von der Altstadt Havannas aus erreicht. Nicht nur, dass wir von dort aus einen wundervollen Sonnenuntergang bestaunen durften sondern auch Kubaner trafen, die uns prompt Rum anboten und versuchten, uns Spanisch beizubringen. Alle waren so freundlich und total daran interessiert, woher wir kamen und was wir in Kuba täten. Die Woche darauf hatte ich das Glück, von meiner Tanzpartnerin ins Kino eingeladen zu werden. Zwar verstand ich nichts in dem Film über den Kubanischen Sänger Benny Moré, habe aber trotzdem viel gelacht und allein in einem solchen Kino gewesen zu sein, empfinde ich als Privileg! Die Klimaanlagen sind so laut, dass man manchmal den Film selbst nicht mehr hört, die Zuschauer kommen, wann sie wollen, ständig gehen die Türen auf und zu und heiße Brisen von draußen streifen über die Haut. Kurz vor Ende der Vorstellung rennt dann der gesamte Saal auf die Türen zu, um draußen nicht an den kleinen Shops anstehen zu müssen, die Brötchen mit Wurst verkaufen. Meine Tanzpartnerin zog mich glücklicherweise noch kurz vor dem Ansturm aus dem Kino durch den Ausgang, sodass wir die ersten waren, die gemütlich mit einem kleinen Snack durch die nächtlichen Straßen in Richtung Malecon schlenderten. Die Malecon ist eine gigantische Bucht von etwa 20km Länge, die aber so gleichmäßig gebogen ist, dass man vom einen zum anderen Ende blicken kann. Gerade abends ist es dort besonders schön, weil sich dann viele Menschen dort zusammenfinden um Gesellschaft zu haben und die Romantik des Ortes zu genießen. Viele Leute spielen Domino oder andere typisch Kubanische Spiele oder singen lustige Lieder, in deren Worten jeder letzte Buchstabe das rollende R ist und ewig ausgehalten wird um dann in lautes Gelächter überzugehen. Andere „normale“ Tage in Kuba bestanden daraus, viel Spanisch an allen möglichen Orten zu reden: in Taxen, an Bars und Diskotheken, einfach auf den Straßen oder in der Stadt beim Einkaufen und natürlich unter Freunden, die vielleicht einen höheren Kurs belegten, als man selbst. Es ist ein unheimlicher Vorteil, eine Sprache am Vormittag zu lernen und den restlichen Tag anwenden zu können. Das sprachliche Vorankommen bemerkt man nicht nur selbst, sondern bekommt es auch in Form eines Zertifikates vor Ort bescheinigt. Viel zu schnell war der Tag gekommen, an dem wir diese erhalten sollten.
Schon saßen wir im Taxi und fuhren zum Flughafen. Im letzten Gespräch mit dem Taxifahrer zogen meine Schwester und ich noch mal alle Register der spanischen Sprache und waren erstaunt, wie viel wir gelernt hatten. Die erste Taxifahrt in Kuba war noch wortlos verlaufen und nun konnten wir über so viele Dinge reden. Aber auch diese Zeit ging vorbei und so saßen wir bald im Flugzeug nach Paris, selten so traurig über den Abschied von einem Land.
Ich muss kaum erwähnen, dass die Zeit auf Kuba eine der schönsten meines Lebens war. Für mich steht jetzt schon fest, dass ich nächstes Jahr wieder dorthin reisen werde. Leider war ich nur zwei Wochen da, was aber genug ist, um zu wissen, dass es sich lohnt!

In Kuba trifft man auf Menschen unterschiedlichster Kulturen, die einen entspannten Lebensstil vorleben, gepaart mit exotischer Landschaft. Ein Land mit spannender Geschichte und tollen Latino-Rhythmen, das nur 150 km von Miami entfernt liegt, ist auf jeden Fall eine Reise wert.

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