Woa tschiang eo cafej Was der Überschrift nach zu urteilen den Anschein einer Reise nach China macht, stellt vielmehr einen kleinen Ausschnitt meiner wundervollen Sprachreise in Englands Hauptstadt dar – und vor allem die multikulturelle Sprachschule. Mein Name ist Isabella G. und ich ging im Sommer diesen Jahres für drei Wochen nach London, um dort meine etwas eingestaubten Sprachkenntnisse aufzufrischen. Noch nie zuvor hatte ich eine Reise dieser Länge ganz und gar alleine angetreten; meine Aufregung war also größer als Londons Wolkenkratzer „The Shard“. Ich stieg eines Sonntags mitten während Deutschlands Mörderhitzewelle in das Flugzeug und landete im schwülheißen London. Am Flughafen wühlte ich mich erst mal durch die vielen unbekannten Gesichter bis ich das rettende Schild mit meinem Nachnamen sah, das Taxi. Eine Stunde lang versuchte ich mit meinem durch Aufregung und mangelnder Übung seltsamen deutsch-englisch und manchmal sogar spanisch-Gemisch Smalltalk mit dem Taxifahrer zu betreiben. Als ich fünfundvierzig Minuten später bei dem Haus meiner Gastfamilie ankam, wurde ich nicht nur von deren Hund sehr freundlich empfangen. Der erste Eindruck meiner Unterkunft und meiner Gasteltern sprach für sich; das Haus war sehr hell und geschmackvoll eingerichtet und meine Familie war vom ersten Tag an sehr freundlich, hilfsbereit und es entwickelte sich auch über den Aufenthalt hinaus eine Freundschaft. Ich war die einzige Schülerin, die sie in dieser Zeit beherbergten. Der erste Tag
Da ich an einem Sonntag anreiste, hatte ich zunächst viel Zeit, mich zu akklimatisieren, auszupacken, ein Eis essen zu gehen in einem wunderschönen Park nahe meiner Unterkunft und mich auf den ersten Schultag vorzubereiten. Glücklicherweise arbeitete meine Gastmutter in der Sprachschule, die ich besuchte; somit hatte ich die Gelegenheit, mit ihr gemeinsam meinen ersten Tag anzutreten. Als ich in die Schule kam, war natürlich erst mal alles fremd. Ich kannte keine Menschenseele und kam mir ziemlich allein vor. Doch da die Sprachschule auch soziale Aktivitäten an den Nachmittagen anbot, konnte ich mich diesen in den ersten Tagen anschließen und somit die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in einer Gruppe zu dem Studententarif erkunden. Trotzdem war ich in den ersten Tagen viel allein, doch abends leistete ich stets meiner Gastfamilie Gesellschaft wodurch ich mich niemals einsam fühlte. Schließlich lernte ich ein paar junge Mitarbeiter aus dem Büro sowie Mitschüler kennen, die auch allein gekommen und somit nicht in einer Gruppe verkapselt waren. Ich knüpfte mehr und mehr soziale Kontakte, lernte wunderschöne und unterschiedliche Orte in London kennen und ging abends mit Mitschülern aus. Mehr und mehr schwand das Gefühl, fremd in dieser großen Stadt zu sein. Die Sprache, die mir anfangs Probleme bereitete, da ich häufig Wortfindungsprobleme hatte oder mich für meine Fehler schämte, wurde im Gebrauch leichter und flüssiger und gerade das „conversational English“ verbesserte sich merklich. Klar traten immer noch Fehler auf, bei denen mein gegenüber dachte, ich bin ein großer Fan von ernstem Fernsehen (engl. Serious=ernst; series=Serie). Da ich kein großer Fan typischer Sightseeings bin und mich lieber als „Tourist undercover“ unter das Volk mische, besuchte ich nicht alle klassischen Sehenswürdigkeiten Londons, sondern wählte ein paar Orte aus, die ich besonders bezaubernd fand und somit öfters aufsuchte, wie beispielsweise Camden Town, der kleine Garten gegenüber der Themse auf Höhe London Eye, Spaziergänge durch das Soho-Viertel, ein Tagesausflug nach Southampton, oder – bei schlechtem Wetter – in ein Café setzen und ein Buch lesen. „Go GB!“
Zu meinem Glück fanden während meines Aufenthalts die olympischen Spiele statt-was dem ganzen einen besonderen Reiz verlieh. Man merkte beim Schlendern durch die Straßen an jeder Ecke, wie die Londoner ihre Stadt herausgeputzt hatten. In den Straßen und Gässchen spannten sich zwischen den Gebäuden die Flaggen sämtlicher Länder, die Zeitungen waren überflutet von News über die Olympischen Spiele und meine Gasteltern fieberten abends vor dem Fernseher. „GO GB!!“. Ich kann zwar nicht beurteilen, ob die Einheimischen immer solch ein freundliches Volk sind, doch hatte ich den Eindruck, dass sich hinter ihrem „Can I help you, Miss?“ der ganze Stolz einer Gastgeberstadt verbarg. In der Schule hatte ich mich inzwischen richtig eingewöhnt. Es kamen jede Woche neue Schüler, wodurch man sich selbst nicht mehr ganz als Frischling fühlte. Meine Klasse setzte sich aus Schülern aus der ganzen Welt zusammen: Brasilien, Mexico, China, Spanien-eben überall, wo man nicht Englisch als Muttersprache spricht. Dieser Umstand zwingt einen geradezu, sich bei Konversationen unheimlich zu konzentrieren. Man spricht zwar Englisch, aber jeder, der einen Chinesen schon einmal Englisch hat reden hören, weiß, dass zwischen „Hello, how are you?“ und „Woa tschiang eo schiang schiang“ kein großer Unterschied ist. Man denkt sich dabei natürlich oft insgeheim „Oh nein, was bitteschön möchte er mir damit jetzt sagen…okay, nicke einfach und lächle“- und wenn dann die Frage kommt „Really, you think that as well???“ dann muss man wohl oder übel nachfragen, um was es gerade eigentlich geht. Ein bisschen wehmütig startet man bei diesen ganzen Erlebnissen schon in seinen letzten Tag, besucht noch einmal das „Pret“, in dem man schnell und gut essen kann, sieht nochmal die ganzen neuen Freunde, die man in nur drei Wochen treffen durfte, und verspricht sich, Kontakt zu halten. Zwar wird erst die Zukunft zeigen, inwiefern man diese Versprechen halten wird, aber sicher ist: You will keep these memories forever.
- Sonja W.
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Sonja W.
Ich habe dieses Jahr vom 4.3. – 17.März eine Sprachreise nach England unternommen. Mein Ziel war es für mein…