Erfahrungsberichte aus Calgary
Marie-Christin Bareuther
Einmal Kanada bereisen, das war schon länger ein kleiner Traum von mir. Somit hieß es für mich nach meinem Abiturabschluss im Juni 2010 „up and away nach Kanada – ich bin dann mal für sechs Wochen weg“. Da ich meine Zeit zwischen dem Abitur und dem im Oktober beginnenden Studium jedoch auch irgendwie sinnvoll gestalten und vor allem meine englischen Sprachkenntnisse weiter verbessern wollte, buchte ich gleichzeitig zu meinem Aufenthalt einen Sprachkurs bei LSC in Calgary, mit den Unterrichtszeiten der Perioden A, B und C. Die Sprachschule in Calgary gehört eher zu den kleineren und übersteigt die Zahl einiger hundert Sprachschüler auf keinen Fall. Gelegen ist sie in einem Hochhauskomplex mit verschiedenen Bürogebäuden, eigentlich direkt im Stadtkern mit nur wenigen Gehminuten zu der verkehrsberuhigten Einkaufsstraße Stephen Avenue, beinahe direkt neben der kleinen Chinatown und nicht weit zu dem wunderschönen Prince Island Park, der gerade an wärmeren Sommertagen für uns Sprachschüler eine schöne Stelle zum Entspannen und manchmal zum Besuchen kleinerer, z.T. kostenfreien Konzerten bot. In der Sprachschule an sich herrscht ein angenehmes und freundliches Klima und auch das Office und deren Mitarbeiter, an die man sich bei Fragen, Wünschen oder sonstigen Dingen immer wenden kann, versucht sich wirklich mit einem auseinanderzusetzten und man wird dort auch bald freundschaftlich mit Namen begrüßt, man kennt sich hier aufgrund der kleinen Größe ja quasi vom Sehen. Ebenso gestaltet es sich mit den Lehrern. Bis auf wenige Ausnahmen abgesehen, möchten sie einem wirklich bei der Verbesserung der Sprachkenntnisse helfen und gehen gerne auf individuelle Wünsche und Anregungen ein. Allerdings ist das Workbook, mit dem hier gearbeitet wird, meiner Meinung nach nicht die beste Wahl. So gestaltet sich der sprachliche Fortschritt gerade bei schon recht guten Sprachkenntnissen relativ zäh und langsam. Jedoch durfte ich auch die Erfahrung mit einer wirklich exzellenten Lehrkraft machen, die sich sehr von dem Buch löste und einen sehr lernreichen, wenn auch anspruchsvolleren Unterricht für uns Sprachschüler gestaltete. Somit wäre mein Tipp, wenn man das Zertifikat mit der Leistungsstufe nicht für den Lebenslauf, Beruf oder Studium benötigt, nicht so sehr auf die Leistungsklassen (1-10) zu schauen, sondern sich eher bei Schülern, die sich schon länger in der Sprachschule aufhalten, nach den besten Lehrern zu erkundigen, denn dann kann sogar ein niedrigeres Level im Endeffekt lernreicher und sinnvoller sein. Ansonsten macht es einem die Sprachschule mit dem großen Freizeitangebot und der Unterricht, meist in Gruppen von zehn Schülern, leicht, schnell Anschluss zu finden und viele neue Leute aus der ganzen Welt kennen zu lernen. Die Sprachschule in Calgary wird von besonders vielen Südamerikanern und Südkoreanern besucht, da aber innerhalb der Sprachschule eine strenge „only English rule“ gilt, ist die Verständigung kein Problem und ich als Europäer habe zudem zu der kanadischen Kultur noch viele weitere kulturelle Begegnungen und Erfahrungen sammeln dürfen. Überrascht hat mich das große und abwechslungsreiche Freizeitangebot, das von der Schule täglich angeboten wird. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem man nicht an einer LSC-Aktivität teilnehmen kann, von verschiedenen Sportarten, über Konzert- oder Pubbesuche bis hin zu Wochenendausflügen in die näherer und weitere Umgebung ist alles dabei. Auch preislich sind diese selten überteuert, meistens sogar noch etwas günstiger als bei öffentlichen Anbietern. Ich habe zum Beispiel einen öffentlichen Bus (Greyhound) nach Banff, ein dort sehr bekannter Ort in den Rocky Mountains, für 50 Kanadische Dollars gebucht, ein entsprechender Ausflug von LSC kostete 45 Kanadische Dollars, obwohl hierbei noch ein Tourguide mit dabei war und man sich organisatorisch um nichts kümmern musste. Die günstigste Variante bei näheren Ausflugsorten ist jedoch sich mit einer Gruppe von Personen dort ein Auto zu mieten und die Orte selbst zu erkunden. Gerade wenn der Automieter über 26 Jahre alt ist, ist das in Kanada sehr günstig. So wunderbar sonst alles ist, etwas schwieriger gestaltet es sich mit den Gastfamilien. Es gibt einige wunderbare, jedoch auch etliche, die wirklich nur das Geld wollen und sich leider auch dementsprechend dem Gastschüler gegenüber verhalten. Ich hatte selbst zwei Erfahrungen dieser Art, da ich die erste Gastfamilie nach einem offenen Gespräch mit den dortigen LSC-Mitarbeitern bereits nach einer Woche wechseln durfte, sich der zweite Gastfamilienaufenthalt jedoch auch sehr schwierig gestaltete. Zum Glück muss man nicht viel Zeit bei der Gastfamilie verbringen, man verlässt das Haus ja frühs und kehrt eigentlich erst abends wieder heim. Fast noch wichtiger wäre es aber, vorab schon auf den Stadtteil zu achten und möglichst „north-east“ zu vermeiden. Viele Calgarier haben mich bedauert, dass ich in diesem Stadtteil wohnen musste und mir sogar geraten, nach 21:00 Uhr abends das Haus lieber nicht mehr zu verlassen. Oft ließ sich das bei mir jedoch gar nicht vermeiden, will man abends auch mal mit Freunden etwas unternehmen oder kommt man nach Ausflügen erst später wieder zurück. Man muss sich dann aber bewusst sein in einige unangenehme Situationen zu geraten und kann nur darauf hoffen, dass der LSC-Spruch, „Es ist ja bislang noch nie etwas passiert“, der immer als Entschuldigung gesehen wird, auch dieses Mal wieder Recht behält. Übersteigt der Aufenthalt drei Monate, dann würde ich auf jeden Fall empfehlen mich privat nach Wohnraum umzusehen. In der Sprachschule gibt es immer wieder Leute, die einen WG-Partner suchen und überraschender Weise kommt das einem auch nicht teurer wie eine Gastfamilie und man hat bedeutend mehr Freiraum. Ansonsten kann ich Calgary als Standort für eine Sprachreise aber nur empfehlen. Die Stadt Calgary ist nur ca. 50km von den Rocky Mountains entfernt und liegt als Ausgangspunkt für Ausflüge in die atemberaubend schönen Nationalparks perfekt. Die Stadtteile sind sehr weit ausgebreitet, der Stadtkern mit etlichen Geschäften und Restaurants liegt jedoch recht kompakt. Der ein oder andere schöne Park oder kleine Grünfläche lockern das reine Großstadtfeeling auf und laden zum Entspannen ein. Auch wenn Calgary im Vergleich zu den anderen kanadischen Großstädten oft den Ruf genießt, etwas langweilig zu sein, gerade auf das Nachtleben bezogen, so kann ich nur sagen, dass man mit seinen neu gewonnen Freunden bereits nachmittags in etlichen Pubs jede Menge Spaß haben kann. So auf nach Calgary und make it happen!
O Canada! Im multikulturellen Kanada kannst Du nicht nur Englisch, sondern auch Französisch lernen. Hier ist die Natur nie weit weg und ein wichtiger Teil des Lebens. Ebenso ist es mit dem Sport. Besuche während deiner Sprachreise z.B. ein Eishockeyspiel um hautnah zu erleben, wie die Kanadier "ihr Team" anfeuern. Davon wirst du noch lange etwas zu erzählen haben.
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